Hauspost Juli: Wirksame Hilfe bei spastischen Lähmungen

2020-07-01 12:00
Foto: Inerventions; Der Mollii-Anzug kann sowohl von Kindern als auch Erwachsenen getragen werden

Der Spastik an den Kragen
Ganzkörper-Softorthese Mollii ist eine wirksame Hilfe bei spastischen Lähmungen in jedem Alter

Schwerin • Seit vielen Jahren engagiert sich STOLLE, um Patienten mit neuro-orthopädischen Erkrankungen noch besser zu versorgen. So ist bereits das Zentrum für Bewegungsanalyse entstanden. Seit einem Jahr besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem NOZ. Das Hilfsmittel „Mollii” ist die neue, revolutionäre Errungenschaft im Sanitätshaus. „Mollii” leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „sanft, weich, biegsam”.

Denn genau das ist es, was der Erfinder Fredrik Lundqvist mit seiner Innovation im Sinn hatte: Muskeln mit sanfter Elektrostimulation beweglich machen. Wer an einer spastischen Erkrankung – wie Cerebralparese, Schlaganfall oder Multipler Sklerose – Parkinson oder einer Ataxie leidet, hat häufig mit vielfältigen und überdauernden Einschränkungen im Alltag zu kämpfen. Betroffene sind in ihren Bewegungen beeinträchtigt. Vielfach wird die Spastik von einer veränderten Körperhaltung und Schmerzen begleitet, da die erhöhte Muskelspannung zu bleibenden Verhärtungen und Versteifungen führt. Mit dem Mollii-Anzug bietet STOLLE als Exklusivpartner in Norddeutschland jetzt eine moderne Ganzkörper-Softorthese für jedes Alter. Sie hilft dabei, motorische Funktionen wiederherzustellen und Schmerzen zu reduzieren. Trotz der Corona-Krise hat das Sanitätshaus deshalb in den vergangenen Wochen eine Möglichkeit gefunden, um seine Physiotherapeuten zu schulen. „Wir wollten nicht länger warten, weil es einfach wichtig ist, dieses Produkt jetzt auf den Weg zu bringen“, sagt Physiotherapeut und Schlaganfallfachberater Andreas Albath. Der Anzug lässt sich wie ein gewöhnliches Kleidungsstück tragen – zuhause oder im klinischen Umfeld.

Wie funktioniert Mollii?

Mollii besteht aus einer Hose, einem Oberteil und einer abnehmbaren Kontrolleinheit. 58 feine Elektroden darin stimulieren niederschwellig bis zu 40 relevante Muskeln. Welche genau es sein sollen, können die Mitarbeiter bei STOLLE ganz einfach programmieren, genauso wie die Intensität der Stimulation. „Der abgegebene Reiz spricht den Gegenspieler des krampfenden Muskels an. Ist zum Beispiel der Bizeps spastisch, wird der Trizeps stimuliert, was wiederum den Bizeps entspannt”, so Andreas Albath. „Dadurch wird eine aktive Bewegung ermöglicht. Das alles passiert Stück für Stück. Und in Verbindung mit Physiotherapie oder Training bewirkt der Anzug eine schrittweise Funktionsverbesserung des ganzen Körpers. Etwas, das der Patient spürt und was ihm Mut macht.“ Für eine bestmögliche Wirkungsweise sollte der Mollii-Anzug jeden zweiten Tag, für eine Stunde lang getragen werden. Der positive Effekt kann bis zu 48 Stunden andauern und ist in vielen klinischen Studien belegt.

Testtage am Pappelgrund

Wer sich von der Wirkung des Mollii-Anzugs überzeugen möchte, für den bietet STOLLE einmal im Monat individuelle Testtage im Zentrum für Bewegungsanalyse an. Interessierte können unter (0385) 590 96-0 oder per E-Mail an event-sn@stolle-ot.de einen Termin vereinbaren. „Wir schauen uns zunächst den Bewegungsablauf an und erfragen, was im Alltag schlecht funktioniert und was sich verbessern soll. Anschließend gibt es die Einweisung in den Anzug und nach einiger Zeit macht der Patient verschiedene Übungen. Im Video wird der Vorher-Nachher-Effekt noch deutlicher”, sagt Andreas Albath. Bei erfolgreicher Testung kann der Patient sich die Orthese vom Arzt verschreiben lassen. Nach ein paar Monaten besteht die Möglichkeit zur Kontrolle durch die Physiotherapeuten im Zentrum für Bewegungsanalyse.

 
(Marie-Luisa Lembcke)
Foto: maxpress

Martin Seifert, Physiotherapeut im Neuroorthopädischen Zentrum,

Durch die entspannende Wirkung des Molli Suits auf spastische Muskeln werden uns neue Möglichkeiten in der Therapie eröffnet. Alltagsrelevante Bewegungen fallen dem Patienten leichter, Schmerzen werden reduziert und die positiven Auswirkungen sind häufig am gesamten Körper spürbar. Das regelmäßige Tragen kann somit optimal in unsere Therapie integriert werden.

 

(Marie-Luisa Lembcke)
Foto: maxpress

Steffi Dockweiler, Physiotherapeutin bei Sanitätshaus STOLLE,

Der Mollii Suit in Kombination mit der Therapie verbessert auf Dauer die Symptome bei neurologischen Erkrankungen. Er ist auch für Kinder und Jugendliche geeignet. Mit Patienten jeden Alters können wir gemeinsam neue Wege gehen. Das macht Hoffnung und gibt vielen Familien ein wenig Lebensqualität zurück. Ich bin gespannt, was wir noch bewegen können.

 

(Marie-Luisa Lembcke)
Foto: STOLLE

Markus Horns, 36 Jahre,

Ich leide an einer Spinocerebellären Ataxie. Das heißt, ich habe hauptsächlich Koordinationsstörungen. Die Diagnose erhielt ich mit Anfang 30. Mit dem Mollii Suit bin ich in vielen Situationen jetzt entspannter, weil ich meinem Körper etwas mehr vertrauen kann. Der Anzug ist angenehm zu tragen, ich kann mich hinsetzen oder irgendwas nebenbei machen. Die Stimulation ist kaum zu spüren.

 

(Marie-Luisa Lembcke)
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