Hauspost August: Neu! Das erste Zentrum für interdisziplinäre Fortbildungen

2020-08-03 12:00
Foto: maxpress; Martin Seifert - NOZ Schwerin

Erstes Zentrum für interdisziplinäre Fortbildungen startet

Schwerin • In der Medizin ist immer wieder von interdisziplinärer Zusammenarbeit die Rede. Aufgrund von Zeitmangel oder unzureichender Einblicke in die anderen Berufsfelder gestaltet sich das im Praxis-
alltag allerdings oft schwierig. Das NOZ Schwerin hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die fachlichen Schnittstellen zwischen den Heilberufen, der Pflege und den Hilfsmittelversorgern zu vertiefen. Im August eröffnet es Deutschlands erstes interdisziplinäres Fortbildungszentrum. Die hauspost sprach mit Martin Seifert, leitender Physiotherapeut im NOZ.

hauspost: Mit dem Sanitätshaus STOLLE betreiben Sie interdisziplinäre Zusammenarbeit bereits erfolgreich. Was hat es nun mit dem Fortbildungszentrum auf sich?
Martin Seifert: Nach dem Prinzip des Philosophen Melanchton ist es so, dass sich Forschung, Lehre und Arbeit gegenseitig befruchten. Man soll sie nicht trennen. Um interdisziplinäre Zusammenarbeit wirklich zu leben, muss man also auch in der Lehre mehrere Professionen unter ein Dach bringen. Unsere Kurse sind deshalb nicht auf eine Zielgruppe beschränkt. Sie sind so ausgerichtet, dass Personen unterschiedlicher Berufe der Hilfs-und Heilmittelbranche – ob Rehatechniker, Physiotherapeut, Ergotherapeut oder Logopäde – hinterher wissen, was die jeweils anderen Bereiche tun. Das hat den Vorteil, dass er selber seine Therapie noch optimaler ausrichten kann.

hauspost: Haben Sie ein Beispiel?
Martin Seifert: Eine Logopädin behandelt die Zunge eines Patienten, damit er besser spricht. Ein Physiotherapeut arbeitet aber mit der Hand des Patienten und die Sprache des Patienten wird auch besser, weil die Nervenzentren von Hand und Zunge im Gehirn sehr eng beieinander liegen. So etwas wissen viele nicht, müssten sie aber. Denn nur so weiß man, welche Möglichkeiten es gibt und kann bessere Erfolge erzielen. Die Kursthemen werden von mehreren Fachbereichen beleuchtet. Das ist auch für die Referenten eine Herausforderung. Sie kommen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz und sind sowohl national als auch international tätig.

hauspost: Wie viele solcher Kurse gibt es?
Martin Seifert: Für den Anfang haben wir ein Halbjahres-Programm mit 26 Kursen aufgesetzt. Es gibt Seminare über robotergestütztes Training, die Behandlung von MS-Patienten, die Spiegeltherapie, Schultergelenke, Gangtraining oder Atemtherapie. Für das nächste Jahr gibt es dann ein Jahres-
Programm mit deutlich mehr Angeboten.

hauspost: Wie läuft so ein Kurs ab?
Martin Seifert: Am Anfang der Schulungen wird erfragt, inwiefern die Teilnehmer Berührung mit dem Thema haben. Dann werden die Inhalte so verständlich dargestellt, dass jede Profession versteht, worum es geht. Die Länge der Kurse ist dann ganz unterschiedlich. Meistens sind es 1- bis 3-Tages-Fortbildungen. Im Dienstleistungszentrum von STOLLE haben wir die entsprechenden Räume und können die Patienten mit einbeziehen. Durchschnittlich 15 bis 20 Teilnehmer können pro Kurs mitmachen. Dabei ist es ganz egal, woher sie kommen. Denn Schwerin ist der erste Standort in Deutschland, der ausschließlich auf interdisziplinäre Fortbildungen ausgerichtet ist. Das ist die Zukunft, davon bin ich überzeugt!

 
(Marie-Luisa Lembcke)
Foto: maxpress; Elaine Gladasch - STOLLE Fachberaterin Lymphologie

Lymphnetz sichert qualitative Behandlung -
Verschiedene Akteure arbeiten koordiniert und zielgerichtet für Patienten mit Lip- und Lymphödem

Schwerin • „Gemeinsam mehr erreichen” – dieses Motto haben sich Ärzte, Physiotherapeuten und Sanitätshäuser in Schwerin und Umgebung auf die Fahnen geschrieben. So haben einige Vertreter dieser Berufsgruppen 2016 das „Lymphnetz Schwerin“ gegründet. Ziel ist es, Menschen, die an Lip- oder Lymphödemen leiden, noch besser zu versorgen. Wie wichtig Aufklärung und Hilfe für Betroffene ist, weiß auch Elaine Gladasch. Sie selbst leidet an einem Lipödem – und ist mittlerweile zertifizierte Fachberaterin für Lymphologie bei STOLLE.

„Ich habe die Diagnose vor sieben Jahren erhalten. Zuvor war ich noch in einem anderen Job, bin viel Auto gefahren. Am Ende des Tages hatte ich immer unwahrscheinliche Schmerzen in den Beinen. An manchen Stellen habe ich richtige Knoten gespürt“, erinnert sich Elaine Gladasch (Foto l.). „Als ich dann bei STOLLE anfing, habe ich einen Flyer gesehen. Da kam erstmals die Vermutung auf, es könnte sich um ein Lymph- oder Lipödem handeln.” Das Lymph-ödem ist eine Erkrankung des Lymphgefäßsystems. Störungen beim Flüssigkeitstransport sorgen für eine Schwellung – das Ödem. Beim Lipödem handelt es sich um eine Fettansammlung, die sich besonders an den Ober- und Unterschenkeln mit Schwellungen manifestiert. Die Erkrankung bedeutet für die Betroffenen nicht nur starke Schmerzen, sondern auch extreme psychische Belastungen.

Foto: STOLLE

Bei Elaine Gladasch gehört das Tragen von Kompressionshosen und -strümpfen seither zu ihrem Alltag. Zweimal geht es in der Woche zur Manuellen Lymphdrainage. Mittlerweile sind die Schmerzen weg und auch der Umfang der Beine ist geringer geworden. Doch die Lymphexpertin weiß, wie schwer es Betroffene haben. „Oft ist es so, dass Ärzte die Diagnose stellen, aber nicht ausreichend über die weiteren Schritte aufklären. Oder die zeitlichen Kapazitäten sind in den Physiotherapiepraxen, die sowieso schon überlastet sind, für eine richtige Kompressionswicklung (Foto o.) eher fraglich. Auch bei Sanitätshäusern muss das Fachwissen vorhanden sein. Eine falsche Versorgung kann für den Patienten sonst wirklich unangenehm werden“, sagt Elaine Gladasch. „Der Patient soll sich nicht alleingelassen, sondern gut aufgehoben und in sicheren Händen fühlen.“
An dieser Stelle ist das Lymphnetz eine gute Anlaufstelle. Es sichert den Betroffenen die qualifizierte Behandlung der lymphatischen Erkrankung. Denn Ärzte, Physiotherapiepraxen und Sanitätshäuser, die Mitglied des Vereins sind – oder es werden wollen – erfüllen allesamt festgelegte Qualitätskriterien mit einheitlichen Mess- und Kontrollverfahren und ein vereinheitlichtes Behandlungskonzept. Im Mittelpunkt stehen die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie der regelmäßige Austausch. So bündeln sie ihre Erfahrungen und können die Therapie der Lymphpatienten koordiniert und zielgerichtet zum Erfolg führen. Darüber hinaus verfügen die einzelnen Mitglieder über hilfereiche Kontakte, zum Beispiel zu Selbsthilfegruppen und Ernährungsberatern, und können die Patienten guten Gewissens vermitteln. Bei möglichen Anzeichen für ein behandlungsbedürftiges Lymph- oder Lipödem sollten sich die Betroffenen daher zuerst an die Partner des Lymphnetzes Schwerin wenden.

Ausführliche Informationen gibt es unter www.lymphnetz-schwerin.de.

 

(Marie-Luisa Lembcke)
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